Ist die AfD rechtsextrem?

Rassistische Ausfallschritte, Hang zu Fake-News und Wissenschaftsleugnung und immer wieder Anspielungen in Richtung Nationalsozialismus: Ist die AfD rechtsextrem? Eine Meinung.

Ob die AfD rechtsextrem ist, würde ich wie folgt beantworten; es gibt in der AfD drei Flügel: den christlich-fundamentalistischen, den libertären und den völkisch-nationalistischen.

Die ersten beiden sind inhaltlich problematisch und angreifbar, aber auf politiktheoretischer Ebene rechts der Mitte und das ist in einer Demokratie zulässig.

Der völkisch-nationalistische Flügel ist aus vielen Gründen klar rechtsextrem und in seinen Inhalten auch mehr als nur problematisch. Diese Menschen wollen ein anderes Land, eine andere Gesellschaft mit anderen Strukturen und Hierarchien. Ich weiß das, weil ich viele der Bücher gelesen habe, die die Vorfeldorganisationen dieses Flügels publizieren. Das sind keine Einzelaussagen, die von linken Medien ungünstig aus dem Zusammenhang gerissen worden, sondern ein kohärentes ideologisches Weltbild, das von vielen Denkern und Autoren aus dieser Strömung geteilt und weiterentwickelt wird.

Die Analyse wird dadurch erschwert, dass sich in der AfD in den letzten Jahren alles vermischt hat. Wenn man sich einer seriösen Betrachtung verpflichtet fühlt, darf das aber nicht releavant sein. Der dominante Flügel ist der benannte völkisch-nationalistische, das ist dadurch empirisch belegt, dass er innerhalb der Partei den Ton vorgibt und alle anderen gemäßigten Kräfte aus der Partei gedrängt oder überstimmt hat. In vielen Bewegungen fräsen sich die radikalen Kräfte langsam durch und beseitigen die Störer. Alice Weidel ist als Feigenblatt nur noch so lange geduldet, wie sie den Anschein einer bürgerlich anschlussfähigen Partei wahren kann. Nicht umsonst wird sie mittlerweile auf ihren Parteitagen von ihren eigenen Parteigenossen (!) wegen ihres liberalen und nichtheteronormativen Lebensmodells beschimpft.

Aus diesem Wissen ergibt sich die Marketing-Taktik. Der völkisch-nationalistische Flügel ist nicht so naiv, verfassungsfeindliche Forderungen ins Programm zu schreiben. Natürlich wird er nicht öffentlich fördern, Juden auszugrenzen. Wer jedoch deren Bücher liest (was ich tue), wer die Bücher anderer Autoren liest, mit denen der Flügel sympathisiert (was ich tue), wer die Texte liest hat, die etwa ein Höcke unter Pseudonym veröffentlicht hat (was ich tue), weiß, dass das unter der Haube anders aussieht.

Wer diese Zusammenhänge begreift, und das ist Voraussetzung, ich befürchte, dass sich viele Menschen nicht eindringlich mit den Themen beschäftigen, kann als Demokrat und Nichtextremist nur kilometerweit von diesen Leuten wegrennen. Und im Umkehrschluss macht jeder, der das weiß und billigt und dabeibleibt, den Laden bedeutender und größer als er sein müsste und steht eben auch im Verdacht, dieses Gedankengut zu teilen.

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